Der Tanz der DFDC ist ebenso sehr mit dem klassischen Tanz verbunden, wie mit anderen Entwicklungen der zeitgenössischen Tanzgeschichte. Der Doppelabend „Byways“ kombiniert ein Stück von Ioannis Mandafounis, mit dem er in die Tanzgeschichte eintaucht, und ein neues Werk von Rosalind Crisp, die international dafür bekannt ist, wie sie die Konventionen von Tanzaufführungen aufbricht. 

„Eins vor, zwei zurück“

So sehr Ioannis Mandafounis von den Innovationen der Tanzimprovisation der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beeinflusst ist, so sehr ist sein künstlerischer Weg doch auch der eines Balletttänzers. Um diesem doppelten Erbe Tribut zu zollen, kreiert er ein neues Werk für eine kleine Besetzung, das die klassische Tanztechnik mit der Entwicklung der Tanzimprovisation und seiner eigenen Methode der Live-Choreografie kontrastiert. Zwei Tänzer des Ensembles treffen dafür auf den Tänzer Jón Vallejo von der Semperoper Dresden. Es geht tief hinein in die Tanzgeschichte und auch in die Lebensgeschichte eines Tänzers. Die Leidenschaft, der Biss, die Ausdauer, der Glamour, die Zweifel, die Triumphe und die Verletzungen – es ist alles fiktiv und alles ist wahr.

„Seen Unseen“

Rosalind Crisps künstlerische Leidenschaft ist es, mit kompositorischen Mitteln Bewegungen zu „vergessen“ und stattdessen zu zeigen, wie sie sich immer wieder neu bilden können, wenn sie von festgelegten Mustern und Bedeutungen befreit werden. Sie arbeitet mit der ständigen Veränderlichkeit, die mit der Realität unserer materiellen Körper verbunden ist – und die immer deutlicher eine Welt widerspiegelt, die dabei ist, sich aufzulösen. Ihre kompositorischen Mittel laden die Tänzer*innen dazu ein, diese ständige Veränderung aufzunehmen, nachzubilden und zu vermitteln.

Es geht ihr dabei nicht um das psychologische Erleben, sondern um den Körper. Ein Prinzip, das diese Verletzlichkeit ermöglicht, ist, sich an den Übergängen aufzuhalten, in denen etwas weder das eine noch das andere ist. So richtet sich die Aufmerksamkeit des Publikums darauf, wie Bewegung entsteht, und nicht auf die einzelnen Bewegungen. In Crisps Praxis sind Brüche ebenso gültig und wichtig wie der Flow. Das Werk wird in einem Setting präsentiert, in dem das Publikum sich im Raum bewegen und den Tänzer*innen nahekommen kann. Der Pianist und Komponist Frédéric Blondy wird live improvisieren und den Tanz mit seinem ebenso körperlichen Klavierspiel bereichern.

Biografien

Die Dresden Frankfurt Dance Company ist ein zeitgenössisches Tanzensemble unter der künstlerischen Leitung von Ioannis Mandafounis. Sie verbindet Tanztradition mit neuen Perspektiven und entwickelt Choreografien, die Menschen inspirieren und für Tanz begeistern. Grundlage ist eine eigene Methodik, die es den Tänzer*innen ermöglicht, jede Aufführung live neu zu gestalten. So entsteht ein kollaborativer Prozess, der individuelle Künstlerinnen stärkt und das Publikum direkt einbezieht. 

Website

 

Rosalind Crisp ist eine Choreografin und Tänzerin, sie lebt in Orbost, Australien. Im Jahr 1996 gründete sie das Omeo Dance Studio in Sydney als Ort für ihre choreografische Forschung. Das Studio wurde für zehn Jahre zur Heimat der experimentellen Tanzszene Sydneys. Im Jahr 2003 wurde Crisp von Carolyn Carlson eingeladen, die erste assoziierte Künstlerin ihres „Atelier de Paris“ zu werden. Das Atelier produzierte Crisps Ensemblearbeiten in ganz Frankreich und Europa (2004-2014) und ermöglichte ihr Kooperationen mit französischen, europäischen und australischen Künstler*innen.

Crisp hat mehr als 25 große Werke und zahlreiche Performances geschaffen, sie ist mit ihrer Arbeit auf zahlreichen Festivals auf der ganzen Welt aufgetreten und ist als Lehrerin für ihre Tanzmethodik international gefragt. Ihr umfangreiches Werk hinterfragt Tanz durch eine rigorose Praxis der Live-Komposition – mit aller Bestimmtheit und allen Zweifeln, die damit verbunden sind. Sie versteht die Tänzer*innen als Kunstschaffende. Ihre Arbeiten sind das Ergebnis kontinuierlicher Studiopraxis und dem langfristigen Austausch mit einem multidisziplinären Team von Kolleg*innen. Crisp ist Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres und Ehrenmitglied der Universität von Melbourne-VCA in Anerkennung ihres Einflusses auf eine Generation australischer Tänzer*innen. Im Jahr 2025 erhielt sie den Creative Australia Award in der Kategorie Tanz.

In Koproduktion mit der Semperoper Dresden

Förderung

Die Dresden Frankfurt Dance Company wird gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden und den Freistaat Sachsen sowie die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen. Company-in-Residence in HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden und im Bockenheimer Depot in Frankfurt am Main.